Rückblick: AHSg-Fest 2023

Liebe Mitglieder,

vor drei Wochen konnte unser traditionelles AHSg-Fest in Hohenschwangau endlich wieder stattfinden. Dieses Jahr in größerem Umfang, mit dem 75-jährigen Jubiläum der Schule. Wir möchten allen Gästen und Besuchern danken, mit knapp 750 ausgegebenen Einlassbändern am Freitag und Samstag konnten wir so viele Gäste wie lange nicht mehr verzeichnen.
Wir konnten beim Fest abermals zahlreiche neue Mitglieder werben, wodurch unser Verein nun wieder über 500 Mitglieder zählt.
Uns haben zahlreiche positive Rückmeldungen zur Veranstaltung erreicht, wofür wir uns hiermit recht herzlich bedanken wollen. Aber auch über Anregungen und sachliche Kritik freuen wir uns immer, damit auch das nächste Fest in zwei Jahren wieder ein Erfolg wird. Lasst uns hierzu gerne eine E-Mail zukommen oder sprecht uns bei einem der nächsten Stammtische an.

Der alte (und neue) Vorstand hat bereits seine Arbeit aufgenommen und war in den letzten Wochen noch mit der Nachbereitung der Feierlichkeiten sowie der Mitgliederversammlung beschäftigt.

Eine Aufzeichnung des Festakts zum Jubiläum der Schule findet ihr hier:

An dieser Stelle gilt unser herzlicher Dank Leopold Strobl und VT-Media für die Erstellung und Bereitstellung der Aufzeichnung!

In der frisch aktualisierten Mitgliederverwaltung sind zahlreiche Fotos der Veranstaltung zu finden.

Viele Grüße und bis Bald,

Eure Vorstandschaft

PS: Merkt euch den nächsten Stammtisch gleich im Kalender vor. Wiesn-AHSg-Stammtisch am 18. September 2023 ab 17:00 Uhr im Löwenbräu-Festzelt!

PPS: Anbei findet ihr noch den Erfahrungsbericht eines Mitglieds, den wir an dieser Stelle gerne veröffentlichen möchten.

Scheiß Corona!

Ein erster Blick auf den Sportplatz lässt meine Augen größer werden. Da steht ein Übertragungswagen mit einem riesigen Bildschirm auf dem Dach. Ich überlege, was sowas wohl kostet und dass Bildschirme in dieser Größe sonst eher in der Allianz-Arena hängen. Da steht eine Million Euro oder noch mehr einfach so auf der Tartanbahn herum. Mitten auf dem Rasenfeld steht, wo sonst der Anstoßpunkt eines Fußballfeldes ist, auch noch ein einsames Auto mit offenem Kofferraum Richtung Schulgebäude. Später erst erkenne ich, das ist ein Beamer zur Projektion auf das Schulgebäude. Auch nicht ganz billig und ohne externen Generator nimmt er seinen Dienst gar nicht erst auf. Irgendetwas ist anders in diesem Jahr!

Ziemlich abgehetzt von meinem letzten Arbeitstag in dieser Woche komme ich gerade, nach wie immer schöner Autofahrt durch den Pfaffenwinkel, in Ho’gau an. Das ist auch nach so vielen Jahren seit dem Abi immer noch ein wenig wie heimkommen! Und früher war die Gegend rund um Ho’gau sicher auch wunderschön, es ist mir nur nicht aufgefallen. Es ist Donnerstag, nicht wie sonst üblich ein Freitag. Der Heimhof vor dem Altbau ist auch neu gestaltet. Schön ist er aber immer noch nicht, stelle ich ein wenig enttäuscht fest. Das Fenster zu dem Zimmer im Erdgeschoß, in dem früher Bulli alias Wilhelm Ott, „mein“ erster Schuldirektor, so lautstark Lateinnachhilfe gab, war offen. Er war eigentlich immer laut, schrie uns schon mal an: „ihr verlotterter Haufen“,‘ ließ uns ständig Heruntergefallenes vom Boden aufheben, hatte aber ein übergroßes Herz und uns und seinen geliebten EV Füssen fest im Griff.

An diesem offenen Fenster hingen technische Geräte, Richtsender oder irgend etwas ähnliches, damit besseres Internet bzw. WLAN vom Himmel falle. Beim Blick durchs Fenster sehe ich viele Bildschirme, einen Laserdrucker, eine Schiefertafel mit vielen darauf gekrakelten To Do’s und natürlich eine Couch. Dieses Jahr fehlt der Tisch dazu, dafür steht da eine Schlafliege Die AHSg ist also da und in diesem Zimmer ist ihre Schaltzentrale. Meistens unsichtbar, aber ohne die gefühlt immerzu darin tätigen Helferlein würde gar nichts gehen. Es ist AHSg – Feier, bis Sonntag vormittag, nach Corona-bedingter Pause erstmals nach 4 Jahren wieder und diesmal zusammen mit der 75-Jahr-Feier der Schule!

Während die Schule ihr 75jähriges Bestehen feiert, ist die AHSg noch unschuldige 68 Jahre alt, 1955 von Egon Ruland und ein paar Mitstreitern gegründet. Egon, Abituria 1953, war neben Schu-Ho das Herz der AHSg in den ersten 30 Jahren ihres Bestehens und ist im Frühjahr leider verstorben – RIP. Mir geht dabei durch den Kopf, dass in 7 Jahren das 75jährige Jubiläum unglücklich auf ein gerades Jahr, also auf 2030 fällt. AHSg-Feiern sind aber, wenn nicht gerade Corona wütet, immer an ungeraden Jahren. Gut, dass ich nicht mehr Vostand bin, denke ich mir, und nicht entscheiden muss, ob das Jubiläum vor-, nach- oder gar zusätzlich gefeiert wird.

Angekommen am Plattenhof der Schule steht dort auch schon das unvermeidliche AHSg-Zelt, „bestuhlt“ mit vielen Biergarnituren. Auch hier ist etwas anders: es ist größer als sonst, quasi zum 75igsten nochmal über sich hinausgewachsen. Im Zelt steht eine riesige Bar, völlig neu, beleuchtet und wirkt ein bisschen wie eine riesige AHSg-Leuchtreklame. Das Vorläufermodell hatte seine Ursprünge Ende der 70er – da war ich noch SMV. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Die hätte man doch nicht entsorgen müssen! Andererseits war sie irrsinnig schwer, ziemlich morsch und die Spuren unzähliger Ho’gau- und AHSg-Bälle haben sich untrennbar mit dem Holz verbunden. Ein ehemaliger Insasse des Internats würde es wohl gesundheitlich schon aushalten, denke ich mir, aber „versifft“ nennt man das wohl und ich muss mir leider eingestehen, dass sie schon alleine hygienisch wirklich nicht mehr zumutbar war.

Die neue Bar ist sensationell. Schön, beleuchtet, groß, modular, funktionell und deutlich leichter. Und ziemlich hoch, finde ich. Beim ersten Anlehnen mit dem ersten frischen Bier bin ich ausnahmsweise mal froh, dass meine Beine etwas länger ausgefallen sind. 8000 Euro kostet das gute Stück, und das auch nur, weil viele AHSg-Vostände und Helfer hunderte Stunden an Eigenleistung gebracht haben. Sie haben sich beraten lassen, recherchiert, mehrere Hundert Einzelteile bestellt, sind nach Ho’gau gefahren und haben sie zusammengebaut. Nur leider sieht so etwas niemand – wie so Vieles, was an diesem Wochenende aus Idealismus geleistet wurde.

An diesem Donnerstag, am erste Abend, wie immer „Get together“ getauft, war man fast schon erdrückt von den vielen Helferlein. Der AHSg-Vostand war da – fast 10 Personen – und, grob geschätzt, 50 aktuelle oder gerade nicht mehr Schülerinnen und Schüler, die Dinge schleppten, Kabel zogen oder sich hinter der Bar aufhielten. Wir Gäste, also AHSgler, hoch privilegiert weil am gesamten Wochenende ohne nennenswerten Arbeitsauftrag, waren deutlich in der Minderheit und wir besetzten gerade einmal 5 bis 6 Tische. Die Schar der vielen Helferlein hatte Einweisung und Probebetrieb für die nächsten Tage. Wie sich am Freitag und noch mehr am Samstag herausstellen sollte, war diese Probe nicht umsonst. Es sollten noch mehrere Hunderte Gäste nach Ho’gau kommen.

In den Anfängen meiner AHSg-Zeit war Gorbi zu Besuch in Ho’gau. Mit Hubschrauber, viel Tamtam und Presse-Echo. Gemessen daran war der Auftritt des aktuellen bayrischen Kultusministers dezent. Herumwuselnde Kofferträger, ein Foto mit Schulleiter und Schloss und natürlich eine Rede auf dem Festakt der Schule am Freitag Nachmittag. Dieser dauerte zweieinhalb Stunden und seine Längen ließen sich vor dem Riesenbildschirm unter einem kühlen Baum bei ebenfalls kühlem Bier und den kommentierenden Sprüchen der Mit-Leidenden gut aushalten. Welch ein Segen, dass wir nicht zu den geladenen Gästen gehörten und damit auch nicht in der heißen und stickigen Turnhalle sitzen mussten.

Sonst war der Festakt wie ein Festakt sein muss. Reden von allen, die wichtig sind, Schulleiter, Ländrätin, mehrere Bürgermeister, Elternbeirat und Förderverein. Die AHSg durfte nicht fehlen und Peter, unser erster Vorstand, heimste anerkennende Grummellaute der Umstehenden ein. Gut gemacht und erfrischender als der Rest. Das Highlight für mich aber war der Auftritt von Benedict Wells. Heute ein berühmter Schriftsteller, früher noch unter seinem alten Namen von Schirach jahrelang Insasse im Heim. Geradezu sensationell fand ich seinen Auftritt, er kam richtig sympathisch rüber und hat offensichtlich das zu seinem Beruf gemacht, was er gerne und herausragend gut kann. Ich war richtig stolz, dass er ein ehemaliger Schüler von Ho’gau ist. Fast so, also würde nur deshalb etwas von seiner Genialität auf mich überspringen.

Irgendwie stolz war ich auch auf die Siebtklässerinnen, die in einer der Einlagen ihre Tänze vorführten. Bei so einer Veranstaltung vor so einem Publikum aufzutreten muss man sich erst einmal trauen in diesem Alter. Ich hätte es wohl nicht gekonnt, musste ich mir selbst kleinlaut eingestehen. Diese Gedanken verflogen aber schnell bei vielen Gesprächen mit anderen Ehemaligen, ehemaligen Lehrern und Aktiven. Diesmal gut besucht war es im Handumdrehen 3 Uhr früh und in meinem Alter Zeit für die Vorbereitungen für den letzten Tag.

Nach dem Festakt liefen übrigens die Pensionäre Schulz, Nold, Kempf, Dührkopp und Böhling an mir vorbei. Irgendwie schön, dass noch einige Lehrer da sind, die mich unterrichtet haben. Mir ging durch den Kopf, dass so ein bürgerlicher Name für uns damals wohl viel zu langweilig war. Gaul, Esel, Fluffy, Softi, ET, Böller, Babbel, Flipper, Kies, Gschwuli, Happy, Sputnik, Tito, Bone, Dösi, Catweasel oder Henker haben wir unsere Lehrer genannt. Ich frage mich, ob die heutigen Schüler_innen auch so viele Spitznamen verteilen. Heute sind ja überwiegend Lehrerinnen in Ho’gau. Wir hätten damals, wenn es das schon gegeben hätte, gar nicht gendern brauchen. Wir hatten keine Lehrerinnen!

Alle um mich herum schwitzen, ich selbst fühle mich durchgegart. Die Fenster sind zu, weil es draußen zu laut ist und ohnehin nur warme Luft hereinkäme. Die Sitzung zieht sich und kein Ende in Sicht. Wenigstens das Bier ist schön kalt, das die AHSg mit einem 30 Liter Holzfass wie immer spendiert hat. Neben mir sitzt Ed Weber, ehemaliger Schulleiter, der wie immer in seiner sympathischen Art warme und schöne Worte findet über uns Ehemaligen. Wieder einmal war ich fast stolz, wir hatten schon auch tolle Lehrer in Ho’gau. Gefühlt 50 AHSgler sind in dem Raum und es wird immer wärmer. Soll ich noch ein drittes Bier trinken?

Es ist Samstag Nachmittag und Mitgliederversammlung, die am Ende 150 Minuten dauern sollte. Finanzberichte, Wahl der Vorstände, Entlastung des Vorstandes und dergleichen sind tröge, unvermeidbar, rechtlich vorgeschrieben und irgendwie auch Kult. Heute wurden Peter Däxle, ehemaliger Schüler, Lehrer und Schulleiter, sowie ein AHSgler für ihre Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt. Braucht es sowas, geht mir durch den Kopf. Ist das nicht typisch deutsch, worum gerade die Beiden und nicht zwei andere? Alle klatschen und mich versöhnt der Gedanke, dass das wohl in allen Vereinen so ist und die AHSg zumindest in diesem Moment auch einmal ein normaler Verein ist.

Höhepunkt ist natürlich der Punkt „Sonstiges“, an dem bei jetzt gefühlt 50 Grad im Mehrzweckraum der Schule die letzten Kräfte gesammelt werden und endlich zur Sprache kommt, was die letzten 4 Jahre nicht ausgesprochen werden konnte. Ob Ho’gau nicht besser Sportgymnasium heißen sollte ist eines der Themen, das hitzig diskutiert wird, aber die AHSg eigentlich gar nichtsangeht. Nach der Vertagung des Themas Geld bzw. Beitragserhöhung in die Mitgliederversammlung des Jahres 2025 werden wir endlich in die kühlere Außenwelt entlassen. Das Holzfass ist zeitgleich seiner letzten mineralischen und kühlen Inhalte beraubt worden. Geschafft!

Zurück in der Außenwelt bekomme ich gerade noch die letzten Programmpunkte des Schulfestes mit. Vor der aufspielenden Lehrerband bleibe ich länger stehen. Ich kenne die aktuellen Lehrer nicht mehr, aber zumindest gute Musik können sie. Bei „Ham kummst“ von Seiler und Speer ertappe ich mich, dass ich noch lauthals anfange mitzusingen. Ist ja auch zu passend, das mit der „schwaren Partie fia mi letzte Nocht“. Langsam lässt auch die Hitze nach und im Zelt und rund ums Zelt stehen und sitzen zahllose Grüppchen, reden, diskutieren und lachen. Es ist jetzt richtig voll bei ein paar Hundert Gästen, anfangs AHSgler, Lehrer und Eltern, später nur noch AHSgler. Es bleibt auch so voll, bei lauer Sommernacht mit dieser Gute-Laune-geschwängerten Luft. Herrlich!

Wer übrigens sein Essen oder seine Getränke an einer der beiden Bars im Zelt und in der Aula bar, also mt „echtem“ Geld, bezahlen wollte, kam nicht weit. Auch bei der AHSg hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Zu Beginn noch mit Barem oder Kreditkarte erhielten wir ein Armbändchen mit Chip, von dem an der Bar bargeldlos abgebucht wurde. So ist weniger Geld im Umlauf und auf einem Unterkonto des AHSg- Bankkontos erscheint jeder Cocktail und jedes Bier. Für die AHSg wertvolle Planungsgrundlage fürs nächste Fest, aber irrgendwie brave new world.

Wieder im Zelt fällt mir sofort die Bar ins Auge. Eigentlich ist es gar nicht die Bar an sich, sondern unzählige Menschentrauben davor und dahinter. Beleuchtung, Beschriftung und ähnlichen Firlefanz hätte man sich in dem Moment sparen können. Man sah ohnehin nur Menschen. Vor der Bar ein heilloses Durcheinander, aber schön anzusehen. Alle fröhlich, sich umarmend, kichernd, redend, lachend und, bei ehemaligen Heimschülern stets eine Erwähnung wert, beim Anstehen sittsam. Hinter der Bar geschätzte 30 Schüler_innen und ganz junge AHSgler, die, sich abwechselnd, nie Ruhe hatten, tausend Arme brauchten, unzählige Getränke herausgaben und dabei immer gute Laune versprühten und freundlich waren. Professionell, bewundernswert und engagiert. Wie Arthur, der humanoide Barkeeper-Roboter aus dem Film Passengers. Mich hat meistens Sophi, Fraktion AHSg-super-jung, bedient, immer schnell, immer mit ganz viel Lächeln und mega sympathisch. Sophie, wenn Du das lesen solltest: Vielen Dank, auch an alle Deine Mitstreiter_innen. Sensationell!

Überhaupt sieht man ständig viele viele Menschen ganz arbeitsam umherwuseln, tragen, bedienen, zusammenstecken, aufräumen, abbauen, anweisen und zuhören. Der Vorstand und die vielen Helferlein waren immer da – vor mir, nach mir, gefühlt jederzeit und immer. Und alle Räder griffen nahtlos ineinander. Übrigens, auch die Vorbereitung und das Abbauen einer solchen Veranstaltung verschlingt, ganz unsichtbar, viele Monate. Ich fühle Dankbarkeit: So ein großes ehrenamtliches Engagement und gefühlt nur für mich. Danke!

Die Nacht ab halb Fünf bis zum Katerfrühstück war kurz – für mich zu kurz. Im Zelt versammelten sich sicher 50 Unentwegte, kurz im Bett, gar nicht im Bett, Kater unsichtbar oder fast schon aufdringlich. Bei Weißwürsten, Brezen und Kaffee wurde Abschied gefeiert. Für 2 Jahre – wie immer. Nein, nicht wie immer. Vor 2 Jahren hat mir die Pandemie ein wunderschönes Wochenende geklaut. Scheiß Corona!

Einer der AHSg